Statement des Bündnisses „Schule für mehr Demokratie“ zum Weggang derbeiden Lehrer_innen aus Burg

Mutige Lehrer_innen wurden nicht ausreichend durch Landespolitik und lokale
Strukturen unterstützt

Zwei Lehrer_innen einer Schule in Burg berichteten über extrem rechte Vorfälle an ihrer Schule und
problematisierten das Ausbleiben angemessenen Einschreitens des nicht geschlossen agierenden
Kollegiums und der Leitung.

Dieses Handeln ist mutig und zeigt Zivilcourage. Wir können die Entscheidung der beiden, Burg zu
verlassen vollkommen nachvollziehen. Laura Nickel und Max Teske haben unseren vollsten
Respekt und jede Unterstützung. Das reicht jedoch nicht.

Die beiden Lehrer_innen wurden von Politik und Schule nicht angemessen und zeitnah geschützt.
Stattdessen wurde ihnen durch Verantwortliche im Bildungssystem und in geförderten Projekten der
Präventionsarbeit im Sinne einer Täter-Opfer-Umkehr vorgeworfen, das Problem öffentlich
gemacht und übertrieben zu haben.

In einer demokratischen Gesellschaft müssen zu allererst die Betroffenen rechter Bedrohung
geschützt und unterstützt werden. Statt zu verharmlosen, müssen wir als Gesellschaft über die nun
öffentlich gewordenen Probleme angemessen diskutieren und gemeinsame Lösungen entwickeln.
Dafür reicht es nicht, wie Minister Freiberg, allgemein seine Unterstützung zu proklamieren,
sondern der Minister, die Schulleitung und die zuständigen Beratungsstellen müssen das Problem in
seiner ganzen Dramatik öffentlich anerkennen und so den Druck von engagierten Einzelpersonen
wegnehmen. Wir erwarten von den direkt Verantwortlichen endlich handfeste Unterstützung, die
sich nicht in mögliche Weiterbildung oder Einzelgesprächen erschöpft.

Unterstützt und parteilich beraten wurden die beiden Lehrer_innen bisher von zwei Netzwerken, die
sich basisdemokratisch und zivilgesellschaftlich gegründet haben. Unterstützt wurden sie von
Journalist_innen lokaler und überregionaler Ebene, die verstanden haben, dass eine notwendige
Veränderung der Strukturen nicht ohne Druck möglich wird und dass die Öffentlichkeit der einzige
Schutz für die beiden Lehrer_innen ist. Unterstützt wurden die beiden Lehrer_innen auch von der
Bundesebene, dem Ostbeauftragten Carsten Schneider und der Familienministerin Lisa Paus. Sie
haben verstanden, dass wir es hier mit einem grundsätzlichen strukturellen gesamtgesellschaftlichen
Problem zu tun haben, das nicht durch Beschweigen, Verharmlosen oder eine Appeasement-Politik
beantwortet werden kann.

Wir fordern eine selbstkritische und inhaltlich angemessene Fehlerkultur und Auseinandersetzung
der Verantwortlichen in den Landesstrukturen und geförderten Präventionsprojekten. Diese müssen
parteilich an der Seite der Betroffenen von Rechtsextremismus stehen. Vermeintliche Neutralität
oder fehlende Positionierung führen zu Verläufen wie diesen: Betroffene rechter Gewalt werden
alleingelassen und müssen sich am Ende eine andere Schule suchen. Das widerspricht nicht nur
professioneller Pädagogik, sondern auch den Grundstandards unserer demokratischen Kultur. Diese
gilt es zurück zu erkämpfen. Dafür stehen wir als Bündnis: Solidarisch an der Seite derjenigen, die
sich deutlich gegen Rechtextextremismus einsetzen und Probleme hörbar aussprechen.